"Die Dirigenten des Volkschores seit 1850
Die Feier des 150-jährigen Bestehens hat mich veranlasst, der Personen zu gedenken, die in den 150 Jahren die musikalische Leiter des Chores waren. Bei dieser Aufzählung musste ich auf alte Unterlagen zurückgreifen, insbesondere die Festschriften der Jahre 1950 und 1975, denn nur aus diesen konnten die entsprechenden Erkenntnisse gewonnen werden.
Der erste Dirigent war der Gründer der damals als Männerchor gebildeten Vereinigung, der Hauptlehrer der Volksschule Bergheim und spätere Technische Lehrer der Höheren Knabenschule, F. M. Schorn, der 1886 in den Ruhestand trat. Aus den mir zur Verfügung stehenden Quellen ist nicht ersichtlich, wer in den Folgejahren Dirigent gewesen ist, obwohl das Weiterbestehen des Chores feststeht.
Im Jahre 1893 war es der Mittelschullehrer an der Höheren Knabenschule in Bergheim, Gustav Pielken, der den bestehenden Männerchor zu einem gemischten Chor erweiterte. Schon im Jahre 1895 verließ Gustav Pielken Bergheim, und ein neuer Dirigent musste gesucht werden, dessen Namen ich aber nicht feststellen konnte.
Am 16.12.1900 wurde gleichzeitig mit der Wahl von Johann Bodewig zum Präsidenten der Wasserbauinspektor Ludwig Müller zum Dirigenten gewählt, der dem Chor bis November 1912 erhalten blieb. Sein Nachfolger wurde Musikdirektor Bornheim, der bis zum 1.7.1914 tätig war.
Der erste Weltkrieg, der am 1. August 1914 begann, brachte das Chorleben nicht zum Erliegen; die Festschrift des Jahres 1950 berichtet von mehreren Konzerten, ohne jedoch den Namen des oder der Dirigenten zu nennen. Im Jahre 1919 wurde Mittelschullehrer Beauffays zum Dirigenten bestimmt, der bis August 1920 tätig war.
Ihm folgte im August 1920 Musikdirektor Gustav Pielken, der 1893 die Umwandlung in einen gemischten Chor veranlasst hatte, und unter ihm erlebte der Chor eine neue Blütezeit. Am 25.8.1925 musste Gustav Pielken sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen; ihm folgte Musikdirektor Gottfried Wirtz, der den Chor bis in das Jahr 1930 leitete.
Nach seinem Ausscheiden übernahm Musikreferendar Gehling aus Köln das Dirigat für einige Monate, bis noch im gleichen Jahr der Organist Johannes Heinen aus Bergheim die Aufgabe des Dirigenten übernahm und bis zum Beginn des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 ausführte.
Nach Ende des Krieges wurde die Probenarbeit bereits Anfang 1946 wieder aufgenommen, und zur Freude aller Beteiligten und zum Glück für die Entwicklung des Chores war Musikdirektor Gustav Pielken noch einmal bereit, die Stabführung zu übernehmen, die er wegen seiner Krankheit im September 1949 aus der Hand geben musste. Er verstarb am 13.1.1950, und sein Nachfolger ab Oktober 1949 wurde Chormeister Karl Albert Müller, dessen Stabführung der Chor viele Aufführungen bekannter Oratorien verdankte.
Karl Albert Müller, der hauptberuflich Organist an der Pfarrkirche St. Remigius war, übernahm 1957 eine Organisten- und Chorleiterstelle in Düsseldorf und ging so dem Chor verloren. Nach seinem Abschied sprang der Bergheimer Organist Walter Wieczarkowiecz ein, der aber sofort klarstellte, dass er auf Dauer nicht zur Verfügung stehe. Der Vorstand des Chores verhandelte daher mit dem neuen Dirigenten des Bergheimer Kammerorchesters, dem Vorgänger des heutigen Orchesters der Stadt Bergheim, Christoph Klöver, der auch bereit war, das Dirigat zu übernehmen.
Im Jahre 1957 begann dann die „Ära Klöver“, die einen Glücksfall für den Chor, das Orchester und die Stadt Bergheim bedeutete. Christoph Klöver, der 1928 in Köln geboren war und sein Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik, das er 1948 begonnen im Jahre 1954 erfolgreich abgeschlossen hatte, hatte schon als Kind Theaterluft geschnuppert, war doch sein Vater Inspizient am Kölner Opernhaus, und ermöglichte es seinem Sohn, zahllose Aufführungen aus nächster Nähe zu sehen.
So war es kein Wunder, dass er nach dem Examen eine Assistententätigkeit an den Städtischen Bühnen Bonn aufnahm, aber gleichzeitig ein weiteres Tätigkeitsfeld anstrebte, das er mit der musikalischen Leitung des Bonner Schubert-Chores, dem MGV Widdig und schließlich dem Bergheimer Kammerorchester fand. Nach der Übernahme des Volkschores folgten der MGV Oberaußem, der MGV Bedburg und der MGV Elsdorf. Christoph Klöver war es, der ab dem Jahre 1960 Dirigent der Konzerte der Stadt Bergheim wurde; er begründete die Zusammenarbeit mit der Stadt Bergheim, die zur Einführung des Abonnements und des Bergheimer Sängerpreises führte, der heute einen Begriff in der musikalischen Welt bedeutet.
Mit Christoph Klöver kam es zu unvergesslichen Konzerten wie den Aufführungen der Weihnachtsoratorien von Johann Sebastian Bach und von Camille Saint-Saëns, den Oratorien „Die Schöpfung“, „Die Jahreszeiten“, „Acis und Galathea“, „Das Lied von der Glocke“, „Die letzten Dinge“ wie den „Carmina burana“. Es gab Opern- und Operettenkonzerte mit Titeln wie „Vom Ballsaal zum Broadway“, „Ein Abend in Wien“, „In 80.000 Takten um die Welt“, „Nostalgie in Dur und Moll“, „Oldtimer-Hitparade“ und vielen anderen. Auch szenische Aufführungen wurden mit Erfolg einstudiert, wie zum Beispiel „Treffpunkt Wolfgangsee“ und „Kölsche Folklore“. In gleicher Weise gab es Ballettabende, unter Mitwirkung von Chor und Orchester, an denen unter anderem Ballettmeister Peter Schnitzler und das Renoldi-Ballett beteiligt waren.
Christoph Klöver hat mit seinem Elan, verbunden mit einem unversiegbaren Mutterwitz den Chor geformt und seine Bereitschaft zur Leistung angefeuert. Die Tätigkeit von Christoph Klöver beschränkte sich jedoch nicht auf Bergheim, sondern als Arrangeur war er für viele bekannte Künstler tätig und verfasste Chor- und Orchesterarrangements für Schauspiel- und Ballettmusik, Fernsehen und Schallplatten. Seit 1956 war er Arrangeur und ab 1965 Autor und musikalischer Leiter der Bühnenspielgemeinschaft des Kölner Männergesangvereins, „dem Zillche“, das alljährlich im Kölner Opernhaus ein „Divertissementchen“ aufführt.
Aufgrund seiner Verdienste um das Musikschaffen ist ihm am 7. Juni 1979 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen worden, und die Stadt Bergheim hat ihn am 5.10.1983 mit dem Titel „Musikdirektor der Stadt Bergheim“ ehrend ausgezeichnet. Unvergessen bleibt auch die Konzertreise nach Südfrankreich in der Zeit vom 9.10. bis 16.10.1993, die von der Volkshochschule arrangiert wurde und Chor und Orchester mit ihm in Cannes, Nizza und Villefranche sur Mer konzertieren konnten.
Gleiches gilt für viele gesellige Stunden, insbesondere bei Grillabenden oder den Jahresabschlussfeiern. Am Samstag, dem 13.4.1996, wurde er durch einen Verkehrsunfall jäh aus seinem Schaffen gerissen, zu einer Zeit, wo er noch viele Pläne hatte und realisieren wollte. Nach dem ersten Schock waren sich Chor und Orchester einig, dass er die Weiterführung seiner Arbeit wünsche und dies die von ihm übertragene Verpflichtung sei. Chor und Orchester konnten dann in der Person von Christian Letschert-Larsson einen würdigen Nachfolger verpflichten. Christian Letschert-Larsson, geboren 1963 in Flensburg, hat die gleiche gründliche und musikalische Ausbildung wie Christoph Klöver, auch er hat an der Kölner Musikhochschule sein Examen als Kapellmeister mit Auszeichnung abgelegt und hat in den ersten Jahren nach der Prüfung Theaterluft geschnuppert an den Städtischen Bühnen Koblenz.
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig das Durchhalten. Es ist ihm gelungen, die hohe künstlerische Leistung, die Christoph Klöver gefordert hatte, fortzusetzen. Mit ihm haben wir die Konzerte der Stadt Bergheim weiter durchführen können und mit Hilfe der Volkshochschule in den Jahren 1996 in das Baskenland und 1999 nach Andalusien unvergessliche Konzertreisen unternommen, wo uns in der Kathedrale von Granada und der Mezquita von Cordoba Tausende von Zuhörern „standing ovations“ bereiteten.
Ich bin sicher, dass anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Chores im Jahre 2025 der Chronist an der jetzigen Schilderung der Tätigkeit der Dirigenten anknüpfen und über gleich erfolgreiche Konzerte berichten kann."